Aus den Sektionen: Ein Blick hinter die Kulissen des Wasserkraftwerks Ritoms
Die Region Leventina im Obertessin ist oft für den kilometerlangen Autoschlangen am Gotthardtunnel in Richtung Süden bekannt. Dabei hat die Region so viel zu bieten, zum Beispiel die Standseilbahn von 1921 auf den Ritom-See, die steilste der Welt.
Die Sektion Tessin hat eine interessante und exklusive Besichtigung des neuen Wasserkraftwerks organisiert, dessen Arbeiten 2018 begonnen haben und bis Ende 2026 mit dem kommerziellen Betrieb abgeschlossen sein werden.
Das neue Kraftwerk in Quinto befindet sich in der Nähe des bestehenden Kraftwerks aus dem Jahr 1917. Die Kosten für das neue Gebäude belaufen sich auf 350 Milionen Schweizer Franken. Es ist ein sehr komplexes Projekt und wird auch das grösste in der Schweiz sein. Die Arbeiten waren mit erheblichen Herausforderungen verbunden, da zahlreiche geologische Probleme im Untergrund auftraten.
Das alte Kraftwerk wird demontiert, aber die alten Rohre bleiben als zukünftige Referenz erhalten, ein Teil der Gebäude wird gerettet und als Museum eingerichtet.
Das neue Kraftwerk soll mit einer 60-Megawatt-Pumpe Wasser aus dem Airolo-Stausee in den Ritom-See leiten. Ziel ist es, die Stromerzeugung aus Wasserkraft flexibler zu gestalten, um sie mit der Fotovoltaik Produktion zu kombinieren. Der Ritom-See wird zu einem grossen Stausee mit 48 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen, und wird mit zahlreichen Sonnenkollektoren bedeckt sein.
Das neue Kraftwerk wird das einzige im Tessin sein und die gesamte Nord-Süd-Achse sowie die SBB-Basistunnels versorgen. Die gewonnene Energie wird an die beiden Anteilseigner, die SBB und die AET – Azienda Elettrica Ticinese – verteilt, so der vor Baubeginn unterzeichnete Vertrag.
Es handelt sich also um eine wichtige Massnahme zur Rückgewinnung von Wasserressourcen zum Nutzen der Bürger.
Am Ritom-See wird das Wasser gespeichert und dann genutzt, wenn ein grosser Energiebedarf besteht. Das neue Projekt ermöglicht eine Verdreifachung der Betriebsleistung.
Es wurde auch daran gedacht, die Sicherheit des Ticino zu erhöhen, indem ein Überlaufen des Flusses verhindert wird.
Am 24. September begab sich die große Gruppe von Forum elle-Mitgliedern mit einigen Begleitpersonen in das Herz des neuen Kraftwerks und stieg in die Kammern hinab, in denen sich die vielen Rohre und großen Ventile befinden. Zwei begabte Ingenieure begleiteten die Teilnehmer durch die labyrinthischen Gänge, die zu den verschiedenen Räumen führten, und lieferten viele Informationen für eine wirklich besondere, interessante Führung, die den Anwesenden in Erinnerung bleiben wird.
Nachdem die Gruppe das neue Kraftwerk Ritom verlassen hatte, war es Zeit für ein gutes Mittagessen in der „Grotto dei Laghetti Audan“ in Ambrì.
Text von Graziana Kobler